Grundgedanken der Montessori-Pädagogik
Maria Montessori hat mit ihrer Pädagogik, welche kindliche Eigenaktivität und selbsttätiges Lernen ins Zentrum stellt, eine einflussreiche internationale Bewegung ins Leben gerufen. In den letzten 100 Jahren entstanden auf allen Kontinenten Schulen und Lerngemeinschaften für Kinder von 0-18 Jahren und Ausbildungsstätten für Lehrkräfte.
1896 promovierte Maria Montessori zum Doktor der Medizin und wird somit zur ersten Ärztin Italiens. Das zusätzliche Studium der Anthropologie, Pädagogik, Psychologie und Philosophie, vor allem aber ihre minutiöse Beobachtung der Kinder bilden die Grundlage ihres revolutionären, universellen Erziehungskonzeptes. Die Montessori-Pädagogik ermöglicht dem Kind die volle Entfaltung seiner Persönlichkeit und ein seiner Entwicklung angepasstes Lernen.
Wichtige Stichworte zur Montessori-Pädagogik:
Unabhängigkeit
… und deren aktive Förderung durch Selbsttätigkeit ist das Ziel aller Erziehungsbemühungen Montessoris. Sie fordert für das Kind Raum und Zeit um sich frei zu entwickeln, denn nur aus dem Gefühl der eigenen Unabhängigkeit geht menschliche Würde und wahre Freiheit hervor.
Die Vorbereitete Umgebung
…ermöglicht dem Kind Bewegungsfreiheit, Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Sie ist klar strukturiert und voller Lernangebote, die das Kind zu sinnvollem Tun auffordern. Die Vorbereitete Umgebung ist ganz auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten und unterscheidet sich im Angebot je nach Altersgruppe (0-3 Jahre, 3-6 Jahre, 6-12 Jahre, 12-18 Jahre).
Das Montessorimaterial
… ist integraler Bestandteil der Vorbereiteten Umgebung. Es umfasst die Bereiche Übungen des praktischen Lebens, Sinnesbildung, Mathematik, Sprache und Kosmische Erziehung. Es ist so konzipiert, dass die Kinder sich nach einer Einführung durch die Lehrperson selbstständig Wissen und Fertigkeiten erarbeiten können.
Das Material bewirkt durch seine innere Ordnung und Isolierung der Schwierigkeiten ein Ordnen des Geistes und ein Erkennen von Zusammenhängen. Es ermöglicht dieses konzentrierte Sammeln, das Montessori die "Polarisation der Aufmerksamkeit" genannt hat.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
…ist ein Zustand tiefer Konzentration, welcher durch das Montessori-Material provoziert wird. Geht ein Kind vollständig in seinem Tun auf, hat dies positive Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung seiner Persönlichkeit. Es wird zufrieden und ausgeglichen, fühlt sich wohl in der Gruppe und eignet sich mit Freude neues Wissen an.
Die Sensiblen Phasen
… sind Zeiträume besonderer Empfänglichkeit und innerer Bereitschaft, einen bestimmten Lern- oder Entwicklungsschritt zu vollziehen. Dieses Phänomen, das die Neurobiologie heute "Fenster" nennt, hat Maria Montessori bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts entdeckt. Das Wissen um die sensiblen Phasen birgt eine grosse Chance: Das richtige Angebot zur rechten Zeit garantiert freudvolles, leichtes, rasches, tiefgreifendes Lernen.
Die Freiarbeit
…ist die praktische pädagogische Konsequenz aus Montessoris Grundgedanken. Die Kinder bestimmen selbst, was und wo sie arbeiten wollen, mit wem und wie lange sie arbeiten wollen. Sie üben dabei das richtige Einschätzen der eigenen Fähigkeiten, Ausdauer und Selbstdisziplin, das Setzen eigener Ziele, Entscheidungskraft und Kooperationsfähigkeit. Sie übernehmen Verantwortung für das eigene Lernen.
Der „neue Lehrer“
…hat die Rolle eines Helfers, der dem Kind den Weg zur Selbstständigkeit ebnet, gemäss dem Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“. Der Prozess des Lernens und der Erkenntnis geschieht im Kind, das Kind ist sein eigener Lehrer. Der Erwachsene muss lernen, das Kind zum Lernen hinzuführen um sich dann zurückzunehmen und letztlich als Beobachter den kindlichen Erkenntnisprozess zu begleiten.